Vollgelaufene Keller, Reifenpannen, Zahnprobleme, Verletzungen, gekündigte Bankkonten, zerstörte Fensterscheiben...
Nach dieser grotesken Serie von Pleiten, Pech & Pannen, welche mir das Jahr 2022 vergällt hat, kann das Neue Jahr doch eigentlich nur besser werden. Oder?
Naja, nicht unbedingt.
Unter dem Strich waren das zwar alles unangenehme Ereignisse, die Geld, Zeit & Nerven gekostet haben - aber am Ende war alles halb so wild, konnte geregelt werden & hat keine erkennbaren bleibenden Schäden hinterlassen.
Es hätte also durchaus schlimmer gewesen sein können.
Außerdem stellt sich die Frage, ob es nicht eigentlich schädlicher ist, wenn alles gut läuft & nichts Unangenehmes passiert.
Solche Phasen gibt es ja durchaus auch, nur sind die grundsätzlich nicht von Dauer & wiegen Einen in einem unangemessenen, trügerischen Gefühl der Sicherheit.
Ich habe mal was über einen Typen gelesen, der sich irgendwo in den U.S.A. mitten in der Wildnis ein Haus gebaut hat, weeeeit weg von jeglicher Belästigung durch die Zivilisation.
Da gab es sogar einen Adlerhorst in einem großen, alten Baum direkt nebenan und alles war supertoll & der Typ lebte da mit seiner Frau glücklich + zufrieden wie in seinem privaten scheiß Paradies...
...bis dann eines Tages eine dicke, fette Straße direkt vor seiner Haustür gebaut wurde, auf der fortan jeden Tag rund um die Uhr Hunderte von schweren LKW verkehrten, die irgendwas wichtiges, Öl oder Kohle oder so, unbedingt von A nach B transportieren mußten & wer an Punkt C lebte, welcher sich irgendwo zwischen A und B befand, der hatte dann halt Pech gehabt.
Man kann jetzt diesen Knaben & seine Frau bedauern und den Kopf schütteln ob dieser Ungerechtigkeit, sich fragen wie Gott sowas denn überhaupt zulassen könne usw.
Andererseits ist es nunmal eben diese "Zivilisation", die deren glückliches Leben zerstört hat, welche es ihnen zunächst überhaupt erst erlaubt hat, sich da Jot We De ein schönes Haus hinzustellen & mit der größten Selbstverständlichkeit + Selbstzufriedenheit mit dem PKW zur Arbeit und zum Einkaufen zu fahren.
Deren Glück wurde erst durch die Arbeit oder sogar das Unglück vieler Anderer und durch Technik ermöglicht, während ihr Unglück viele Andere froh um ihren Job, ihr Geschäft und ihre gesicherte Versorgung macht.
Und zumindest waren die immerhin mal für eine gewisse Zeit glücklich, während viele Andere dieses Gefühl zu ihren Lebzeiten überhaupt nie kennen lernen dürfen.
Abgesehen davon - wäre dieses Glück von Dauer gewesen? Man gewöhnt sich an alles, an das Gute ebenso wie an das Schlechte. Wenn das Glück ein Dauerzustand wäre, würde man es früher oder später garnicht mehr wahrnehmen.
Wenn Scheiße passiert, dann sollte man diese Scheiße nicht verfluchen oder ihr die Schuld für sein Unglücklichsein geben, sondern man sollte dieser Scheiße dankbar dafür sein, daß sie Einen an die Vergänglichkeit aller Dinge erinnert.
Früher oder später wird man sich von Allem & Jedem verabschieden müssen.
Man sollte es begrüßen, wenn zwischendurch Scheiße passiert, die Einem diese unausweichliche Tatsache ins Gedächtnis ruft.
"Alles hat seine Zeit
Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;
weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit;
suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;
zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit;
lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.
Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen.
Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.
Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben.
Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.
Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, dass man sich vor ihm fürchten soll.
Was geschieht, das ist schon längst gewesen, und was sein wird, ist auch schon längst gewesen; und Gott holt wieder hervor, was vergangen ist.
Vergänglichkeit des Menschen
Vergänglichkeit des Menschen
Weiter sah ich unter der Sonne: An der Stätte des Rechts war gottloses Treiben, und an der Stätte der Gerechtigkeit war Gottlosigkeit.
Da sprach ich in meinem Herzen: Gott wird richten den Gerechten und den Gottlosen; denn alles Vorhaben und alles Tun hat seine Zeit.
Ich sprach in meinem Herzen: Es geschieht wegen der Menschenkinder, damit Gott sie prüfe und sie sehen, dass sie selber sind wie das Vieh.
Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh: Wie dies stirbt, so stirbt auch er, und sie haben alle einen Odem, und der Mensch hat nichts voraus vor dem Vieh; denn es ist alles eitel.
Es fährt alles an einen Ort. Es ist alles aus Staub geworden und wird wieder zu Staub.
Wer weiß, ob der Odem der Menschen aufwärtsfahre und der Odem des Viehes hinab unter die Erde fahre?
So sah ich denn, dass nichts Besseres ist, als dass ein Mensch fröhlich sei in seiner Arbeit; denn das ist sein Teil. Denn wer will ihn dahin bringen, dass er sehe, was nach ihm geschehen wird? (Prediger 3,14)