"For in that sleep of death what dreams may come,
When we have shuffled off this mortal coil" (Hamlet III, I)
In jenem Schlaf des Todes - welche Träume mögen da kommen,
Wenn wir diese sterbliche Hülle abgestreift haben
"Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage" hat jeder schon mal gehört, aber das war's bei den meisten dann auch.
Bei mir jedenfalls.
Den Ausdruck "mortal coil", aus der zwölften Zeile des Monologes, kannte ich bisher nur von der Gruppe, die diesen Heulbojen-Song von Timothy Charles Buckley III nachgespielt hat.
(Buckley starb im Alter von 28 Jahren, nachdem er versehentlich statt Koks unverschnittenes Heroin weggerüsselt hatte. Abgefahren. Erinnert mich an Pulp Fiction.)
Gleich der zweite Kommentar unter dem Video ist von einem dieser Gefühls-Kasper, welche gerne die Menschheit an ihrem privaten Elend teilhaben lassen möchten:
"Dies war das Schlusslied bei der Beerdigung meiner Frau..."
Si tacuisses, motherfucker. Hättest Du geschwiegen dann hätte ich nicht wissen müssen daß es Dich gibt & wie ätzend Du bist.
So sind sie, die Normies.
Als ob es nicht schon peinlich genug wäre, bei der Beerdigung eines angeblich geliebten Menschen die Top Ten der rührseligsten Popsongs aller Zeiten vom Band laufen zu lassen - die eigene Armseligkeit dann auch noch auf youtube heraus zu blöken macht es
"'Mortal coil' ist ein poetischer Ausdruck für die Mühen des täglichen Lebens, den Streit und das Leiden in der Welt. Er wird im Sinne einer Last verwendet, die getragen oder aufgegeben werden muss. Sich von dieser Last zu lösen bedeutet zu sterben, wie es im Monolog "Sein oder Nichtsein" in Shakespeares Hamlet zum Ausdruck kommt."
Eine passendere Übersetzung wäre also sowas wie
"Welch Träume mit dem Schlaf des Todes kommen mögen,
nachdem die irdischen Verstrickungen wir abgeworfen haben"
Sein oder Nicht-Sein - was ist das überhaupt für eine Frage?
"Der Weg des Kriegers ist der Tod. Wenn ein Krieger sich zwischen Leben und Tod entscheiden muss, gibt es für ihn nur die schnelle Wahl des Todes." (Hagakure)
Das Nicht-Sein ist dem Da-Sein stets vorzuziehen.
Das Ende von allem wird der absolut glücklichste Moment meiner Existenz bzw aller meiner Existenzen sein, denn ich bin überzeugt davon daß ganz am Ende alles einen Sinn ergeben & alles gut sein wird.
Wie kann man überhaupt das Leben ertragen ohne diese Gewissheit?
Ich könnte das nicht.
No more - and by a sleep to say we end
The heartache, and the thousand natural shocks
That flesh is heir to. 'tis a consummation
Devoutly to be wish'd. To die, to sleep -
To sleep" (Hamlet)
Nichts weiter - und durch einen Schlaf wir enden
Den Herzschmerz und die tausend natürlichen Erschütterungen
Deren Erbe das Fleisch ist. Es ist Vollendung,
Die inständig zu wünschen ist. Zu sterben, zu schlafen...
Zu schlafen"
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.