Montag, 25. Dezember 2023

Nun gilt es, Friesen!

Hier oben, in dem Streifen Land entlang der Grenze zu Dänemark im äußersten Norden der Bunten Republik Dummland, ehemals Deutschland, passiert eigentlich nie irgendetwas von Belang.
Das ist so, war immer so & wird für den Rest der Zeit auch so bleiben.

Gut, ein paar hundert Meter von meinem Standort entfernt ging der Zweite Weltkrieg für das Deutsche Reich offiziell zuende - aber selbst das war so eine piefige Provinznummer.
Die Action ist eigentlich immer anderswo.

Ein paar Kilometer jenseits der heutigen Grenze gab es immerhin 1864 eine fette Schlacht, die Erstürmung der Düppeler Schanzen, in der ein preussischer Pionier zum Helden wurde, als er mit einem Pulversack unter dem Arm eine der Schanzen gestürmt & sich mit den berühmten Worten "Mein Name ist Penis und jetz wird jefickt!" selbst in die Luft gejagt hat.
Ach nee, stimmt garnicht - er hat was ganz anderes gerufen:
„Ick bin Klinke. Ick öffne dit Tor.“ Mein Fehler.

Das mit der Heldentat ist aber eh nicht wahr, wie jemand hier auf Wikipedia in einem erstaunlich ausführlichen, sehr gut geschriebenen & wirklich spannenden Artikel darlegt.
"Es ist gut möglich, dass Fontane dem Wortspiel mit dem Namen Klinke nicht widerstehen konnte und mit seiner Verszeile:
„Da springt von achtern einer vor: Ich heiße Klinke, ich öffne das Tor!“
den Helden Klinke schuf."

Wie dem auch sei. Die Schanze ist gefallen & Klinke wurde dabei tödlich verwundet.
Ich kann mir auch gut vorstellen, daß er seinen Spruch tatsächlich gebracht hat. Einfache Soldaten sagen sowas in solchen Situationen.
Vielleicht hat sein Kompaniechef sowas zu ihm gesagt wie "Nun mach Er uns mal schön die Feindestür auf, Kerl, schließlich ist Sein Name Klinke!" & Klinke dann so "Ja ha ha,
Ick bin die Klinke. Ick öffne dit Tor, wa."

Dulce et decorum est.

Süß und ehrenvoll ist's, fürs Vaterland zu sterben.

Kurz darauf, nachdem ihn die Explosion & das dänische Blei erwischt hatten, fand er den Scherz vermutlich nicht mehr besonders komisch.
Nun ist der Heldentod im zarten Alter von 24 Lenzen vermutlich dem Leben vorzuziehen, welches Klinke im Überlebensfall erwartet hätte - weitere 20 Jahre im Bergbau schuften & sich dann ab Mitte Vierzig ganz langsam zu Tode husten.
Wenn man sich grad mit schweren Verbrennungen & einer faustgroßen Austrittswunde im Dreck wälzt, sieht man das allerdings sicherlich anders - für die kurze Zeit die Einem bleibt.

Armer Carl, er hatte so oder so ein Blatt voller Arschkarten auf der Hand & es war nicht ein einziger verfickter Trumpf dabei. Möge die Erde ihm leicht sein, welche ihn deckt.

Jedenfalls passiert hier oben selten was, und wenn doch dann isses halb so wild.
Harte persönliche Einzelschicksale gibt es natürlich dennoch:

"Nach Schlaganfall: Sylterin Carlotta (15) kommt bald nach Hause"


Schlaganfall? Mit 15?!
Okay, clickbait hat funktioniert - das Verlangen mehr zu erfahren intensiviert sich.

"Carlotta war ein sportliches, lebensfrohes und weltoffenes Mädchen. Sie ging in die neunte Klasse des Gymnasiums am Schulzentrum Sylt, sie spielte Fußball bei den B-Mädchen des Teams Sylt, liebte das Meer und den Strand." (sh:z)
Oh mein Gott! Was ist geschehen?!  Ist sie etwa nicht mehr weltoffen?! Noch am 18.2. war sie mit Mutti auf einer fetten Sylter Lachs&Kaviar-Party...

"Am 18. Februar trat sie mit der Chor-AG des Schulzentrums beim Ball der Sylter Unternehmer im Alten Kursaal in Westerland auf. Daran erinnert ein Foto, dass sie glücklich strahlend mit ihrer Mutter Rebecca Gysbers zeigt. Das alles ist noch kein Jahr her und trotzdem scheint es heute wie aus einer anderen fernen Welt."
Doch "nur dreieinhalb Monate nach dem Unternehmerball geschah, was man kaum für möglich hält.
Kurz vor ihrem 15. Geburtstag erleidet Carlotta wie aus dem Nichts einen Schlaganfall. „Sie war beim Schwimmen in der Sylter Welle, als sie plötzlich merkte, dass sie ihre linke Seite nicht mehr bewegen kann. Dann war die Sprache weg“".

Da fehlen Einem die Worte.
Doch zum Glück, gelobt sei der HErr, gibt es viele gute Menschen die dieser armen Familie zur Seite stehen in der schweren Zeit ihrer Prüfung:

"Ausgelöst wurde die Welle der Hilfsbereitschaft auf Sylt durch Carlottas Fußballmannschaft und den Verein Team Sylt. Unter Federführung ihres Trainers Lars Rohde, mit Hilfe von Gesucht-Gefunden Sylt und mit koordinierender Unterstützung der landesweiten Hilfsorganisation „Becks & Nagel for Kids“ wurde ein Spendenkonto für Carlotta eingerichtet. „Wir für Carlotta“ ist der Slogan, hinter dem sich unzählige Mutmach- und Spenden-Aktionen vereinen und von ihren Freunden auf Instagram betreut wird."

So vile Hilfsbereitschaft, und das auf der Insel der Reichen und Schönen! Es wärmt Einem das Herz. Und das für eine arme... ja, was macht die Mutti denn eigentlich so?
"Denn neben allen Sorgen und Nöten kostet diese Zeit viel Geld: Ihre Mutter muss in ihrem Beruf als Schulsozialarbeiterin an der Grundschule St. Nicolai pausieren, um bei Carlotta in der Reha auf dem Festland sein zu können. Hinzu kommen die Kosten für Therapien oder andere Behandlungen, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden."

(schule-st-nicolai-sylt)

Für eine arme Sozialarbeiterin, hört Ihr das? Diese guten Menschen, diese grundguten!
Und die böse Krankenkasse will nicht helfen!
Hm... was macht eigentlich eine Schulsozialarbeiterin auf einem Sylter Unternehmerball?
Muß sie sich etwa ihr karges Schulsozialarbeiterinnengehalt aufbessern, indem sie kellnert?
Wenn ich ihren Namen suche, finde ich das hier, mit identischem Foto:

Diverse Appartements in Westerland & Tinnum, die zwischen ab 55 und ab 90 € pro Nacht vermietet werden. (urlaubssylter.de)

"Ich bin auf Sylt geboren und aufgewachsen. Zusammen mit meiner Mutter blicke ich auf mittlerweile über 30 Jahre Erfahrung in der Appartementvermietung auf Sylt zurück. Mit der Urlaubssylter Appartementvermittlung möchte ich die Faszination Sylt mit Ihnen teilen. Daher vermitteln wir ausschließlich Appartements, in denen wir uns selbst auch wohl fühlen würden."
Ach, deswegen war Mutti auf dem Unternehmerball.

Weiter im Text der Zeitungsmeldung:
"Und die gute Nachricht ist: Es werden weiterhin Spenden und Hilfe benötigt."
Und das ist die gute Nachricht?
Aber klar doch: "„Wir wollen Carlotta im Frühjahr nach Hause holen“, erzählt ihre Mutter. Dafür muss die Erdgeschosswohnung barrierefrei umgebaut, müssen Pflege wie Therapien auf der Insel für Carlotta organisiert werden.""

Was ist denn die schlechte Nachricht?
"Das ist der nächste Schritt, der Hoffnung macht, auch wenn es vielleicht noch ein langer Weg wird. „Die Ärzte geben keine Prognose ab. Wir hoffen und beten einfach, dass sie heilen wird“, sagt Rebecca G. mit tränenerstickter Stimme. Carlotta kann zwar (noch) nicht wieder sprechen, aber sie nimmt vieles um sich herum wahr, erkennt Familie und Freunde, freut sich über Besuch und lacht."


Oh oh, das ist schlecht. Schumi läßt schön grüßen.

Tragisch, tragisch. Aber selbst diese Geschichte hat eine gute Seite:
"Und etwas Gutes trägt selbst diese tragische Geschichte in sich: „Wir wissen alle, wie schnelllebig die Zeit ist und dass jeder seinen Stress hat. Aber diese Welle der Hilfsbereitschaft und des Mitgefühls hat mir gezeigt, dass wir auf Sylt ein Gemeinschaftsgefühl haben, dass wir füreinander da sind und uns helfen, wenn es darauf ankommt. Ich fühle mich wirklich getragen von dieser Insel und ihren Menschen. Das berührt mich sehr und dafür danken wir allen.“"

Am 29.6. des Jahres gab es bereits einen ersten Artikel zu dem Thema & auch da ging es bereits um "Gibbe Geld plox!":
"Junge Sylterin nach Koma in der Reha: Förderverein sammelt Spenden" (sh:z)
Auch da stand angeblich bereits fest, daß die Krankenkasse nicht alle Kosten übernehmen würde:
"Hinzu kommen die Kosten für Therapien oder andere Behandlungen, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden."
Kann es vielleicht sein, daß die Frau Mutter irgendwie beim Touristen schröpfen vergessen hat, ihren Nachwuchs ordentlich zu versichern, oder was ist da los?
Ich meine, die Kassen zahlen doch sonst auch jeden Scheiß für jeden Dahergelaufenen, oder was?
Und hier jetzt ausgerechnet nicht?

Oder liegt hier etwa ein Impfschaden vor, nach einem oder mehreren Pieksen im Zuge der Fake-Pandemie & die Krankenkasse zahlt nicht weil Mutti brav unterschrieben hat daß sie auf Ansprüche verzichtet falls was schief geht?

Interessant ist dieser Absatz:
"Über die Ursache für das künstliche Koma möchte sich die Familie der Jugendlichen verständlicherweise nicht im Detail äußern. So viel verrät Rohde, der Freund der Familie: Vorerkrankungen habe es nicht gegeben, „alles ist sehr plötzlich passiert“. Nun müsse die junge Sylterin „vieles neu lernen“: Wie viel Geld für die Behandlungen am Ende benötigt wird, ist nicht abschätzbar."

Ich will mich garnicht weiter mit diesen bedauernswerten wohlhabenden Insulanern beschäftigen, aber wenn ich das täte, dann würde es mich alles andere als überraschen, fände ich auf der Instagram- oder Twitter-Seite von Carlottas Mutti solche Einträge wie "Endlich sind ich und meine Engel geimpft! Das Leben ist wieder schön! Impfgegner sind Schweine!" mit ganz vielen Smileys drumrum & einem kecken Daumen-hoch-Pic.

In dem Artikel vom 29.6. findet sich der Satz "Die behandelnden Ärzte hätten ... aufgrund von Carlottas Alter „nicht viele Erfahrungswerte“...", daraus kann man wohl schließen daß solche Fälle von "kerngesund zu Gemüse von jetzt auf gleich" bei sportlichen 15jährigen extrem selten sind.

 
"Schlaganfallbegleitung" schreibt dazu: "Bis zum Alter von 18 Jahren sind Schlaganfälle relativ selten. In Deutschland beträgt die Inzidenz (Anzahl von Neuerkrankungen in einem Jahr) ca. 300-500." Wie viele davon sind schlank, sportlich, ohne Vorerkrankungen und nach dem Anfall dauerhaft gelähmt und mehr oder weniger hirntot?
"“Schlaganfallpatienten immer jünger”. Die Erklärung hierfür liegt zum einen in der verbesserten Aufklärung der Bevölkerung und der Ärzte gegenüber der Erkrankung Schlaganfall und der verbesserten Diagnostik."
Achso, es werden in dieser Altersgruppe immer mehr, weil die Ärzte über eine bessere Diagnostik verfügen und nicht etwa, weil immer mehr Kinder & Jugendliche davon betroffen sind.
Naja, bei so schwerwiegenden Symptomen wie in diesem Fall reicht wohl ein kurzer Blick zur Diagnose.

Mir kann's egal sein. Ungeimpft & nie getestet, bitches. Lieber tot als Zimmerpflanze.

Diese Sylter...
ihr Regionalheld ist ein Seeräuber + Steuerhinterzieher & das sagt schon eine Menge aus.
"Lewwer duad üs Slaav", wie?
Wohl eher "Lieber tot als Steuern bezahlen."

"Der Amtmann von Tondern, Henning Pogwisch,
Schlägt mit der Faust auf den Eichentisch:
Heut fahr ich selbst hinüber nach Sylt,
Und hol mir mit eigner Hand Zins und Gült.
Und kann ich die Abgaben der Fischer nicht fassen,
Sollen sie Nasen und Ohren lassen,
Und ich höhn ihrem Wort:
Lewwer duad üs Slaav...

Gen Hörnum hat die Prunkbarke den Schnabel gewetzt,
Ihr folgen die Ewer, kriegsvolkbesetzt.
Und es knirschen die Kiele auf den Sand,
Und der Ritter, der Priester springen ans Land,
Und waffenrasselnd hinter den beiden.
Entreißen die Söldner die Klingen den Scheiden.
Nun gilt es, Friesen:
 Lewwer duad üs Slaav!"

Spoileralarm: Es gibt in dieser Geschichte kein Happy End für die Sylter.


"Der Sage nach war Pidder Lüng (auch wohl Pidder Lyng) ein Seeräuberhauptmann und Fischer aus Hörnum auf der Insel Sylt, der im 15. oder am Anfang des 16. Jahrhunderts gelebt haben soll. Der Kern der Erzählung betrifft eine Räubersbande, dessen sieben Mitglieder erfasst und hingerichtet wurden."



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