Mittwoch, 7. Februar 2024

Take what you need, give what you can, Teil 2 - Die Obdachlosigkeitsmaschine



Faszinierend ist nicht nur, wie schnell & perfekt ChatGPT diesen Text (siehe Teil 1) produziert, der ohne im Geringsten aufzufallen in jedem beliebigen deutschsprachigen Print- oder Online-Medium erscheinen könnte.
Der Text trifft exakt den richtigen Ton.
Sogar ein kleiner Schreibfehler ist eingebaut - in dem Satz "
In den Straßen dieser malerischen Stadt sind Obdachlose ein allgegenwärtiges, wenn auch oft übersehene, Phänomen." fehlt ein s, was wie ein charmanter Flüchtigkeitsfehler aussieht & den Text noch "echter" aussehen läßt.

Mindestens ebenso bemerkenswert ist, wie treffend & exakt ChatGPT das Problem beschreibt, die Gründe analysiert & Möglichkeiten zur Problemlösung anbietet.
Wollte man wirklich das Problem "Obdachlosigkeit" angehen, dann müßte man eigentlich nur genau das machen, was das Programm vorschlägt.
Offensichtlich ist daran aber zur Zeit niemand wirklich interessiert.

Nicht nur wird kein bezahlbarer Wohnraum in auch nur annähernd ausreichendem Umfang geschaffen, es werden obendrein auch noch ständig frische Obdachlose erzeugt und importiert.

Am selben Tag wie der erste Artikel erscheint dieser hier in dem selben Medium:

"Weil die Suche nach Wohnraum in Kappeln für Geflüchtete immer schwieriger wird, sucht die Verwaltung nach anderen Möglichkeiten.

Passenden Wohnraum für Menschen zu finden, die aus der Ukraine, aus Afghanistan, Syrien oder Russland nach Deutschland geflohen sind, ist bereits seit geraumer Zeit zu einer wachsenden Herausforderung geworden. Nicht nur, aber vor allem in Kappeln erschwert die ohnehin schwierige Lage auf dem Wohnungsmarkt die Situation erheblich.

Den Stadtvertretern präsentierte Bürgermeister Joachim S. jetzt aktuelle Zahlen und den Rat der Verwaltung, bei der Unterbringung künftig auf Container zu setzen.

Demnach waren in Kappeln im Dezember 2023 insgesamt 208 geflüchtete Menschen untergebracht. 49 davon haben sich eigenständig eine Unterbringung gesucht, 159 nutzen Wohnraum, den die Stadt zur Verfügung gestellt hat. Darunter sind demnach auch Wohnungen, die eigens durch die Stadt angemietet worden seien. „Einige stehen befristet zur Verfügung, die Nutzung läuft 2024 aus“, sagte Stoll. Man führe derzeit Gespräche zur Verlängerung der Mietverträge." (sh:z)

Kappeln ist eine Kleinstadt mit knapp 9000 Einwohnern, da sind 208 geschenkte Menschen schon eine Hausnummer - 1 Flüchtilant auf 
45 Einwohner.
49 davon haben sich "eigenständig" eine Wohnung gesucht? Darüber wüßte ich gerne mehr, denn es GIBT hier schlicht & ergreifend keine günstigen Wohnungen auf dem freien Markt. Darüber habe ich mich schon vor ein paar Monaten hier ausgelassen - "...
nur muß man sich ganz realistisch klarmachen, daß das hier keineswegs bereits die schlechten Zeiten sind - das hier ist nur der Rest der guten Zeiten."

Also hat ein knappes Viertel dieser Menschengeschenke entweder gute Beziehungen oder genug Vermögen um sich eine Wohnung in gehobener Preisklasse leisten zu können.

Der Rest nutzt Wohnraum, den "die Stadt zur Verfügung gestellt" & "teilweise" selbst angemietet hat. Auch darüber würde ich gerne mehr erfahren. DARF die Stadt sowas eigentlich & wenn ja - warum?

Irgendwo hier im Blog habe ich auch schon mal erzählt, daß ich vor ein paar Jahren selbst ein halbes Jahr lang im ländlichen Raum händeringend eine Wohnung gesucht habe & erfolglos war, während einem Bekannten von mir, der Landwirt ist, für seine polnischen Saisonarbeiter von der Gemeinde eine Wohnung vermietet wurde, welche die Gemeinde selbst angemietet hatte, und zwar um da "geflüchtete Menschen" unterzubringen.
Ich wollte AUF KEINEN FALL wieder in der Stadt wohnen, aber wenn ich nicht durch Beziehungen & eher zufällig auf den letzten Drücker eine Wohnung mitten in der verfickten Altstadt bekommen hätte, wäre ich selbst obdachlos geworden.

Weiter im Text:
"Nach seinen Worten ist davon auszugehen, dass Kappeln auch künftig mit steigenden Flüchtlingszahlen zurechtkommen und mehr Menschen aufnehmen muss. Es sei daher erforderlich, kurzfristig neuen Wohnraum bereitzustellen...
„Unsere Empfehlung geht in Richtung Wohncontainer“, sagte der Bürgermeister. „Wir sehen hierzu keine Alternative.“ Er kündigte der Stadtvertretung an, absehbar eine entsprechende Beschlussvorlage mit diesem Ziel vorzulegen."

Mit anderen Worten: Auch der Bürgermeister weiß, daß es keinen verfügbaren Wohnraum mehr gibt - also muß der neu errichtet werden.

Im letzten Absatz des Artikels dann das hier:
"Abgesehen von den grundsätzlichen Herausforderungen, ausreichend Wohnraum bieten zu können, würden aus den Mietwohnungen zuletzt vermehrt Schadensmeldungen eintreffen, so Stoll weiter. „Das sind erhebliche Kosten, die wir nicht oder nur teils an die Klienten weiterleiten können“, sagte der Bürgermeister. Es plädierte daher für eine finanzielle Rücklage und für mehr Ressourcen, um die Wohnungen stärker kontrollieren zu können."

Ach guck mal an, wer hätte das gedacht? Nur Nazis hätten sowas gedacht & jetzt steht es doch tatsächlich schwarz auf weiß in der Zeitung. "... Kosten, die wir nicht oder nur teils an die Klienten weiterleiten können..." What? Was heißt das? Welche Klienten? Meint er damit "Bei den Flüchtlingen ist eh nix zu holen"?
Und die Schäden bezahlt die Stadt, oder bleibt der Vermieter darauf hängen?
Auch da hätte man gerne mehr gewußt.
"Es plädierte daher für eine finanzielle Rücklage..."
Ja, wie wäre es denn mit einem Solidaritätszuschlag, den alle Bürger bezahlen, damit die armen Vermieter entschädigt werden?

"... und für mehr Ressourcen, um die Wohnungen stärker kontrollieren zu können."
Wow, das wird ja immer geiler. Macht dann der Sicherheitsdienst regelmäßig Wohnungsbesuche um zu gucken ob noch alles heil ist? War da nicht was mit "Unverletzlichkeit der Wohnung", Grundgesetz Artikel 13 und so'n Scheiß?
Ach so, da gibt es ja Punkt (7): "Eingriffe und Beschränkungen dürfen im übrigen nur zur Abwehr einer gemeinen Gefahr oder einer Lebensgefahr für einzelne Personen, auf Grund eines Gesetzes auch zur Verhütung dringender Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere zur Behebung der Raumnot, zur Bekämpfung von Seuchengefahr oder zum Schutze gefährdeter Jugendlicher vorgenommen werden."
Da wird sich schon irgendwas finden, um sowas zu rechtfertigen. "... insbesondere zur Behebung der Raumnot..."?! Na, Mahlzeit.

Davon mal abgesehen, was machen jetzt eigentlich die bisher noch nicht geflüchteten Menschen, die aus irgendeinem Grund ihre Wohnung verlieren?
Dazu habe ich hier neulich schon was geschrieben:
"
Wir haben hier immer mehr und immer neue Leute die eine Wohnung brauchen, aber die Wohnungen sind eigentlich alle besetzt. Neue Wohnung werden nicht in nennenswerter Menge gebaut. Zwangsenteignung & Zwangsunterbringung kriegen wir noch nicht durch.
Also machen wir einfach immer mehr von den Pennern am unteren Ende der Fahnenstange zu Obdachlosen, indem die einfach keine bezahlbare neue Bude mehr finden, wenn sie aus der alten rausfliegen weil sie die Miet- und Nebenkosten nicht mehr bezahlen können.
Diese "Obdachlosen", sofern sie nicht tatsächlich im Freien leben wollen, werden dann in Behelfsunterkünften zwischengelagert, bis man irgendwo ein Tiny House oder eine Einraumwohnung in einem der neuen Megablöcke für sie gefunden hat.
"

Schuld an der Misere sind natürlich weder die Flüchtlinge, noch die Städte & Gemeinden oder die Landesregierung und schon garnicht die Bundesregierung oder die EU. Ja noch nicht mal der Putin oder die AfD!
Schuld ist, äh.... *hust* ... *papierraschel* ... die Inflation! Ja, daran liegt es.

"Viele Wohnungslose im Kreis Schleswig-Flensburg – Tendenz steigend...
Offenbar trägt die Inflation dazu bei, dass viele Menschen ihre Miete nicht mehr zahlen können." (sh:z vom 13.9.23)

"Die Wohnungslosenhilfe vermeldet in diesem Jahr erneut einen Höchststand. „Bis zum 30. Juni 2023 haben sich 148 Menschen neu zur Beratung gemeldet“, sagt Mitarbeiterin Sylvia W.. Damit stehen insgesamt 1653 für den Kreis Schleswig-Flensburg in der Kartei des Diakonischen Werkes.

148 Neue – „das sind viele. Wir stellen einen stetigen Anstieg der Zahlen fest“, sagt W. weiter. Ihre Kollegin in der Wohnungslosenhilfe, Susanne S., stimmt zu: „Es ist beängstigend, der bezahlbare Wohnraum, hier in Schleswig und im ganzen Kreis, wird immer knapper.“"
Ach tatsächlich?!

Woran KÖNNTE das nur liegen?!
Vielleicht daran, daß die Städte & Gemeinden jede freigewordene Pissrinne anmieten um darin "geflüchtete Menschen" unterbringen zu können oder halt irgendwen der grad 'ne Bleibe braucht und connections hat? Nee, daran kann's nicht liegen - es ist wohl auch hier die Inflation.

"Wohnungslosigkeit sei heutzutage kein Randphänomen mehr, erklärt sie. Es könne fast jeden in jedem Lebensabschnitt treffen. Eine Eigenbedarfskündigung, Trennung, Krankheit und andere Lebenskrisen: „Oder eine Depression – die neue Volkskrankheit – kann zum unerwarteten Wohnungsverlust führen“, so W.."

Sei froh, solange Du noch eine Tür hinter Dir abschließen kannst, verfickte Kartoffel, & denk immer dran: DICH kriegen wir auch noch!


Teil 3 - „Menschen wie Du und ich.“


 

 

 

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