Samstag, 4. April 2020

Perfekte Welle 11 - Verletzung der häuslichen Quarantäne



Tag 16 der Isolierung: Quarantänebruch erforderlich wegen Geldangelegentheit.
Leider kann ich noch nicht alles online regeln.
Die Haustür schließt sich hinter mir...
Aaah, Fahrrad fahren durch die menschenleere fucking Fußgängerzone.
Wie gut sich das anfühlt.

Ich öffne, geschützt durch gesichtsverdeckende Thermosturmhaube, Helm & Latexhandschuhe die Glastür der Bank. Der Penner, der daneben wohnt, ist schon aufgestanden & hat seinen Karton dagelassen. Deutsche Bank, ey, da weiß man was man hat. 
0600 am Sonnabendmorgen, da sollte es doch möglich sein, einen Bankautomatenraum ungestört zu entern...
Nein, mein Herr.

Nicht einer, sondern ZWEI uralte Drecksäcke blockieren die beiden vorhandenen Terminals.
Der eine druckt seine Kontoauszüge aus, so etwa in Umfang des Alten Testamentes.
Der andere trägt einen verdreckten Mundschutz in Kinnhöhe, tappt in Super-Slow-Mo ohne Gummihandschuhe auf der Tastatur herum, hustet gelegentlich trocken, blättert zwischendurch in seinen zahlreichen Ausdrucken & leckt dabei seine Finger naß um die Seiten zu trennen.
Was geht eigentlich in so einem Gehirn vor?
Ich ziehe erstmal Geld aus der Wand und warte darauf, daß die eine Schildkröte mit ihrem Bibelausdruck fertig wird.
Die andere wird vermutlich weiter Überweisungen tätigen und sich die verseuchten Gichtgriffel ablecken bis die Sonne aufgeht & dann zu Staub zerfallen.

Ich mache mein Ding & schwinge mich auf mein treues Velo de Ville Dual Drive Trekkingrad.
Nichts wie weg hier,  dies ist kein guter Ort.
In der Zone parkt eine Bullenschaukel vor dem verrammelten Waffenladen - interessantes Detail, daß die Schergen jetzt ihre Einsatzkarren mit nach Hause nehmen dürfen um bei Bedarf schneller irgendwo herumstehen &  durch den Mund atmen zu können.

Zurück im Hochbunker. Schuhe, Schlüssel & Kontokarte desinfizieren, Handschuhe entsorgen, Hose & Jacke in die Waschmaschine, Kontoauszüge vorsichtshalber 45 sec in die Mikrowelle.
Vielleicht ist das übertrieben, aber wenn schon dann ordentlich. Sonst kann ich´s gleich sein lassen. Ist auch mehr um sich daran zu gewöhnen, kann nicht schade bei sowas ein wenig Routine zu bekommen.
Ich bin zufrieden mit meinem Break-Out.
Mein Huawei meldet, daß meine vor einer Woche georderte Vollschutz-Atemmaske im Laufe des Tages bei der gewählten Poststelle abgelegt wird.
Gute Leute, diese Chinesen. Schicken mir trotz allem so kurzfristig dieses Teil portofrei zu & verlangen dafür lumpige 37 Spielgeld-Einheiten, die eh bald wertlos sein werden.
Jetzt schlafen.
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1500: Bereitmachen für Break-Out 2. Die Sonne scheint aus allen Rohren & die Vögel zwitschern + geben keinen Fick.
Ich inhaliere, während ich mich anziehe, profilaktisch 1%ige Salzsole durch meinen tragbaren Medisana Inhalator. Soll angeblich für bis zu 6 Stunden die Einnistung von Viren in den Atemkanal erschweren. Schaden wird es jedenfalls nicht.
Gut abdichtende Sonnenbrille aufsetzen, eine Kugel Vliesstoff in jedes Nasenloch, memoriere "DRAUSSEN NICHT DURCH DEN MUND EINATMEN", Guardian Angel II Tierabwehrgerät an den Gürtel, tief durchatmen...
... dann raus in das Maschinengewehrfeuer, überall Blut, schreiende Menschen, sterbende Pferde mit herausquellenden Gedärmen, Körperteile fliegen...

Äh, nein - es sind nicht besonders viele Leute unterwegs & die halten alle Abstand, stehen maximal zu zweit herum und machen einen Bogen um mich, weil ich mich so aussehen lasse als wäre es besser einen Bogen um mich zu machen.
Die Poststelle ist kundenfrei, die Betreiberin trägt natürlich keine Handschuhe, fummelt ewig lang mit dem Scanner herum, muß die Nummer dann mit der Hand eingeben & drückt mir zum Unterschreiben einen Kugelschreiber in die Hand auf dem ich die Gonokokken trotz 1,5 Dioptrien mit bloßem Auge sehen kann.
Fuck it, ich trage unter meinen Handschuhen Latex & muß meine Griffel sowieso als durch das Paket verseucht klassifizieren.
Zurück zur Baseline.
"Say that three times. Within cells interlinked."
K: "Within cells interlinked. Within cells interlinked. Within cells interlinked."





Paket ungeöffnet in Quarantäne, Handschuhe entsorgen und so weiter.
Kaffee kochen, aus dem Fenster gucken...

Scheiße Mann, ICH LIEBE DIESES SPIEL. So viel Spaß hatte ich nicht mehr seit ich als 12jähriger im heimischen Wohnzimmer Einzelkämpfer im Dschungel geLARPt habe.
Und ich bin froh, mal wieder draußen gewesen zu sein, auf die Dauer fehlt einem das doch.
Wenn ich hier zu lange in der Bude hocke sitze ich am Ende in der Ecke, performe Hospitalismus-Schaukeln, streichele ein grob geschnitztes Holzpferd & lalle immer nur, wie im Traum "Armer, armer Kaspar...".


Ist schon auch `ne Art, die Zeit rumzukriegen, aber das kann ich später immer noch machen wenn ich richtig alt bin.

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